„Der Winter ist ein rechter Mann,

kernfest und auf die Dauer;

sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an

und scheut nicht süß noch sauer“*.

So ähnlich fühlt ein Steinbock sich,

sieht andre locker leben.

Dies alles zählt für ihn so nicht:

Es ward ihm nicht gegeben.

Im Gegensatz zum Luftgebilde,

zu Wassers- oder Feuersbrunst,

gibt’s bei dem Steinbock keine wilde

und auch wohl kaum spontane Gunst.

Drum fühlt beim Steinbock man sich sicher,

bei ihm spürt man Geborgenheit.

Er schätzt nicht albernes Gekicher,

sein Horizont ist fest – und weit.

Aus Marmor scheinen solche Kerle,

solide, zuverlässig, stark.

Die Steinbock-Frau gleicht einer Perle.

Ihr Edelmut schmückt jeden Tag.

Besitzstand zählt zu jenen Gütern

Die unerlässlich und enorm,

sie bringen Unruh nur Gemütern,

die weit entfernt von Steinbock-Form.

In Luft und Wolken leben Wesen,

die diesem Zeichen unvertraut,

insofern – so kann man es lesen –

sucht sie den Mann sich, er die Braut

bei jenen: Fisch, Krebs, Skorpion.

(Doch überlegt sein will das schon!)

Der Steinbock ist recht rasch beschrieben.

Weil übersichtlich und korrekt.

Mag man ihn herzzerreißend lieben.

Er zelebriert es mit Respekt.

Sein treuer Freund bei den Planeten,

ist der Saturn, selbst winterfest,

ein weiter Weg – auch für Raketen,

falls der sie jemals landen lässt..

Saturn denkt jeweils formvollendet,

und greift bei großen Sprüngen zu.

Selbst wenn der Steinbock ab sich wendet,

hält er ihn fest, bringt ihn zur Ruh.

Die Höhen-Tiefen, Turbulenzen,

die schwächen bloß und tun nicht gut.

Der Steinbock denkt in Konsequenzen:

Nicht aufregen – und – ruhig Blut.

Saturn ist jener, den man achtet,

dem Leichtsinn stets bleibt wesensfremd.

Fühlt sich ein Mensch vom Glück entmachtet,

zeigt sich sein Alltag vehement –

von seiner absolut normalen Seite.

Hier heißt es nie, „no risk, no fun“.

Beim Steinbock heißt es „Endlich ! heute !

fängt meine gute Phase an!

Und: schließlich heilt in dieser Welt

Das weiß der Meister, weiß der Knecht,

weiß jeder große, kleine Held:

Es heilt das Geld. Wer heilt hat Recht

*Matthias Claudius

 

Und wie verhalt sich der „Steinbock“ vor einer hohen Mauer? Vielleicht so?

Dem Steinbock sollt man nicht begegnen,

vor einer Mauer hoch, fest und glatt

Er merkt es nicht, wenn Sterne regnen,

Fühlt finster, trotzig, einsam, satt.

Und so beginnt der Typ zu graben,

macht unermüdlich weiter, hofft,

sich an der Mauer Sturz zu laben.

Und resigniert nie. Und das oft.