Untote…

Der Tag blieb grau, doch hat’s nicht geregnet. Stattdessen sind mir Gespenster begegnet.

Hoch, hager, knochig, alte Weiber. Zwei längst entseelte Frauen-Leiber

Mit Schals statt Haar um den Kopf gewunden, mit Hüten darauf,  und unten Hunden,

Schleichenden Schrittes wie zum Zeichen Als wollten kein Ziel sie jemals erreichen.

Gesichter verdeckt, in bleichem Charme die toten Augen versteckt voll Harm

von Sonnenbrillen groß und stumm, als spielten sie selbst ihr Publikum.

Und warn im Gespräch recht tief versunken, vom Grau der Zeit und vom Gram betrunken.

Die Köpfe neigten sich hin und wieder. Und tonlos erklangen Klagelieder.

Wie Schlangen aus dem Nichts gekommen, Ihr Lächeln war ihnen fortgenommen.

Ach, dieses Stöhnen von schwarzen Schritten. Ach! Abwehr, Gestik, sich Verbitten.

Lang, öde die Mäntel, und schwer die Schuhe, so schleppten sie sich wie zur letzten Ruhe.

Schwarz, streng, vom Licht vergessne Tanten, die  sich  – o Graus,- seit sie tot sind, erst kannten.

Sie schreiten entseelt nun auf irdischen Pfaden, und ihrem Schatten folgen Maden.

Der Tag blieb grau, auch hat’s nicht geregnet. Stattdessen sind mir Gespenster begegnet.

(Totensonntag, 2008)

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