Wortreiche, wortlose Begegnung. Traf auf einen seit langem und gut verheirateten Mann. Und trotzdem konnten wir uns gut leiden. Leiden ohne Leiden. Wie geht das? Vielleicht so:
Wie, Ulli, waren wir verblieben ?
Man könnte sich vielleicht verlieben.
Indes, das aber schickt sich nicht,
drum schreibt die eine im Gedicht,
dass sie grad einen jemand fand,
den sie ganz ohne Absicht band
der wiederum – und zwar indessen,
sich niemals würd’ darob vermessen,
und überdies, galanterweise
benahm sich überlegt und leise
saß in dem Korb und führte Reden
so sprach von sich man und von jedem
und während beide gestenreich
beteuerten, sie würden gleich
und jedes Mal sich immer freuen
sich wieder sehn, nichts zu bereuen,
den Käfig, jenen goldnen putzen
und Sport (sprich Joggen) gleichwohl nutzen,
um allerdings und manches Mal
sich zu begegnen ohne Qual
und unter Umständen vermeiden
darob und überhaupt zu leiden.
Sie mag es, wenn er leis berührt,
den Arm von ihr, weil sie dann spürt,
dass diese zarte Wendung hin
zu ihr sei ganz in ihrem Sinn.
Indessen bleibt vielleicht ein Haar
Ein zartes Band, (o ja, wie wahr),
das rücksichtsvoll man um sich winde,
was niemals störend je empfinde,
Geschichten, die vom Leben nieder-
geschrieben wurden wie gleich Lieder,
bei denen Strophen längst verklungen
und trotzdem neu und hell gesungen.
Nun, beide wissen, was sie wollen,
und dass sie dankend fühlen sollen,
dass man sich traf, dass man sich mag
dass jeder Tag ein schöner Tag,
und jeder Tag aufs neu gesegnet,
an dem man sinnend sich begegnet.
Bis hierher war ich fest entschlossen,
mein Alltagsleben unverdrossen
und stark und ernst und auch gediegen
nach meinen Sinnen so zu biegen,
zu formen, dass trotz Ferne heiter,
und alles andre gern und weiter
zu leben wie in Heimatstunden,
bei denen man sich eingefunden,
als gäbe es statt Schmerz nur Scherz
und also kein gebrochnes Herz.
Und ebenda, Er ahnt es schon,
und war erneut am Telefon.
Will deshalb jetzt nicht weiter schreiben,
gedanklich ihm verbunden bleiben.
P.S.: Das Wunder der Begegnung sei:
zwei sind trotz Goldnem Käfig frei.
(2007)