Bei hellem Wetter, o wie schön – sind Vorsätze besonders schön.

Und was ich gestern Nacht erdacht, wird heute einfach wahrgemacht.

Was also mir nicht mehr gefällt, das änder’ ich in meiner Welt.

Was ich allein kaum ändern kann: Wie krieg ich einen neuen Mann ?

Ich habe während langen Tagen die Einsamkeit recht gut ertragen.

Ich hab beinahe nicht gelauert, ich hab mich nicht einmal bedauert.

Ich hab mich schlichtweg aufgerüstet. Und weiß nun, wonach mich gelüstet.

Ein Mensch muss her, ein Mann wohl eher.

Am besten schlank und ziemlich groß, als Tennisspieler tadellos.

Recht nett wär auch ein Mediziner. Vielleicht wird’s gar ein Kirchendiener?

Schön wäre es, er hätte Kinder, und wäre jünger und gesünder.

Hätt obendrein er noch Humor, käm ich mir wie ein Glückspilz vor.

Viel Intellekt, und viel Gefühl, so wär ich fast am Lebensziel.

(Wenn er dann noch Moneten hätt, fänd ich ihn ausgesprochen nett…)

Gesagt, getan! Glückauf! Voran! Ich inserier‘ für einen Mann.

Und also stand alsbald geschrieben: Ich möchte endlich wieder lieben!

Auch ich schrieb Briefe, (und nicht wenig) erwartend meines Herzens König.

Denn was als Kind mich Märchen lehrten, in dem Bewerber „SIE“ verehrten,

ums Töchterlein des Königs warben und trotzdem ihre Chance verdarben,

weil grad der Eine, den sie wollte, arg spät zu Papas Thronsitz trollte.

So ähnlich war das fast bei mir. Sie standen Schlange vor der Tür.

Es waren wirklich nette Männer: groß, sportlich, Esoterikkenner.

Um alles gründlich zu sortieren, begann ich Typen zu studieren:

Astrologie, ein guter Tipp, begleitet mich beim Männertrip

Besonders hatt‘ mir angetan – ein blonder Stier als Mensch und Mann.

Doch leider hat er blaue Lippen. Daran mag eine andre nippen.

Dann fand ich ohne große Qual  drei Schützen dank der Sterne Wahl.

Ein Widder grüßte nett von fern.  Er selber möchte Widder gern…

Ein Fisch lud ein und schnappte zu.  Ich war ihm viel zu stark als Du.

Vom Lande kam der Ruf sehr heiter von eines Dorfes Schule Leiter.

Zwei weiße Kittel, ganz spontan, die hatten es mir angetan.

Dabei ein Arzt, mit ihm vier Kinder, der interessierte mich nicht minder.

Ein Chemiker aus Ossiland kam aus dem Umland und verschwand

nach drittem Treffen leider wieder. Ich war wahrscheinlich ihm zu bieder.

Er suchte eher junges Wild  und nicht ein altes Ebenbild.

Bis endlich einen ich getroffen, der sagte mir ganz frei und offen,

was an mir er so sehr verehre, sei wohl, dass ich die Ältre wäre.

So kriegten bei mir alten Gans  sogar die Falten neuen Glanz.

(1990)