Heiratsannoncen

Es standen sich seit Morgengrauen, ganz ahnungslos, ganz dicht am Rücken,

Annoncen, statt sich anzuschauen, geprägt von Hoffnung und Entzücken.

Die eine lockte weiblich schlank. Die andere tat sich, Gottseidank,

recht männlich, groß und angenehm, nach einer schönen Frau umsehn.

Zwei Menschen hatten grad beschlossenvon jetzt an wird „im Set“ genossen;

man wär jetzt reif und grad so weit  – zur Paarung nach des Frühlings Zeit.

Nicht mehr sehr jung, man nennt das halt, geradewegs so „richtig alt“.

Er zählt junge neunundvierzig, sie fühlt mit 50 sich recht sich würzig.

Und beide kamen überein, man prüfe sich beim Stelldichein,

ob das, was man da annoncierte, sich auch im Alltag arrangierte.

Und also ward aus dem Versuch ein neuer Titel für ein Buch,

an dem sie beide emsig schreiben und sich die Sommerzeit vertreiben.

(1994)

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