Vergebliche Liebesmüh‘

Der eine hört mit Trinken auf, der zweite stoppt sein Essen.

Kaum nimmt der Alltag seinen Lauf, ist alles flink vergessen.

Ein dritter rauchte grad freiwillig die letzte Zigarette –

was im Prinzip gesund und billig – und doch ich biet die Wette:

Sieht er alsbald im trauten Kreise bei andern diesen Stengel glühn,

bittet verschämt er und und fragt leise, schnell, lasst mich bitte auch mal ziehn…

Der nächste voll die Backentaschen von Gummibär und Negerkuss,

schwört sich, er hört bald auf zu naschen, um abzunehmen mit Genuss.

Man kann auch allem Fleisch entsagen, der Liebe Trieb und jedem Braten

dank klarem Sinn und leerem Magen, den Lebensweg aufs Neue starten.

Das Jahr beginnt, die Freude flieht  von diesem keuschen Orte.

Man wendet selbst sich ab und sieht des Lebens üppig Torte.

Lässt Vorsatz, Eid und Schwur zurück. So was bringt doch nur Frust.

Bricht von der Torte sich sein Stück, verspeist es nun mit Lust.

(PS.: Wie arm und schwach ist jemand dran, der Lastern nicht entsagen kann.

Ich habe damit keine Qual. Entwöhnte mich wohl hundertmal.) 1990

Briefe: Vergebliche Liebesmüh – DER SPIEGEL 1/2011

 

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