Das kleine Ding…

Das Kleine mit den starken Trieben, das Gänseblümchen, muss man lieben!

Weil ohne Scheu, fast eisbesät, es keck schon aus dem Grase späht.

So kleine Dinger voller Kraft saugen vom Rasen Lebenssaft

und wüchsen gerne hoch hinaus, recken sich wild zum Himmel aus.

Doch alles Strecken will nicht nützen. Sie bleiben tief am Stängel sitzen.

Soweit die kleine Blüte blickt, sieht Freunde sie und ist entzückt.

Sieht weiße Krönchen hübsch verteilt, die – ach – ein rascher Tod ereilt.

Kaum dass es küsst der Sonne Licht, geschieht, dass ihm  das Auge bricht.

Egal, ob es vom Mensch ertreten, ob es beim Mähen oder Jäten,

ob es gar aus Versehn geschah: Das kleine Ding ist nicht mehr da.

Doch da es Triebe gilt zu loben: Sie kommen wieder schnell nach oben.

Als wäre vor dem nichts gescheh’n, sieht man sie wieder aufersteh’n.

Unzählig wächst der Blümchen Schar,  viel mehr noch als es vorher war.

Das ist in kurzgeraffter Zeit des Gänseblümchens Freud und Leid.

(1989)

 

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